Gerbung = Reststoff-Verwertung!

Konsequente Reststoff-Aufarbeitung – seit Jahrtausenden
Die Herstellung von Leder aus tierischer Haut ist eine konsequente Reststoff-Aufarbeitung. Gäbe es die Gerbereien nicht bereits seit Jahrtausenden, würden sie im Rahmen der heutigen Entsorgungs- und Recyclingproblematik «erfunden» und möglicherweise auch staatlich unterstützt. Denn: Leder aus tierischer Haut ist ein überaus wertvoller Werkstoff, für den es auch im Kunststoffzeitalter keinen vollwertigen Ersatz gibt!
Reststoff-Aufarbeitung – Recycling
Wie bei allen ähnlichen Aufarbeitungsverfahren entstehen auch bei der Gerbung wiederum Reststoffe, Abfall, Abwasser und Abluft, die bei unsachgemässer Prozessführung – und zwar unabhängig von der Gerbart! – die Umwelt belasten können. Eine nachhaltige ökologische Herstellung von Leder umfasst deshalb Massnahmen entlang der gesamten Produktionskette:
- Einsatz von lokalen Rohhäuten unter Verzicht auf lange Transportwege
- Einsatz von Gerbchemikalien aus genau definierten und überprüfbaren Quellen
- definierte Prozessführung mit einem Minimum an Gerbchemikalien
- Recycling innerhalb der Gerberei
- Aufarbeitung des Abwassers in Zusammenarbeit mit kommunalen Kläranlagen
- weitestmögliche Weiterverarbeitung der neu entstandenen Reststoffe
- korrekte Entsorgung der Abfälle
Theorie, Praxis ...
Alle oben genannten Punkte waren besonders in der Schweiz und in Deutschland noch bis in die 80er-Jahre zu einem sehr grossen Teil erfüllt:
- die Schweiz bzw. Europa konnte (und könnte) den Bedarf an Leder aus eigenen Ressourcen decken.
- die chemische Industrie produzierte den Grossteildie nötigen Gerb- und Hilfsstoffe
- die Prozessführung in den Gerbereien war schon nur aus Kostengründen oprimal >> die ersten praxistauglichen automatische Prozesssteuerungen wurden – ausgehend von einer Gerberei – in der Schweiz entwickelt
- die innerbetriebliche Abwasser- und Abluftaufarbeitung wurde stark ausgebaut, in den kommunalen Kläranlagen fortgesetzt und durch eigene Forschnunfgsprogramme gefördert
- die neu entstehenden Reststoffe wurden in der Schweiz und in Westeuropa verarbeitet (Lederspanplatten etc.)
- die Abfälle wurden – soweit nicht mehr recycelbar – korrekt entsorgt bzw. weitgehend verbrannt
… und bittere Konsequenz
Alle diese Massnahmen sind mit grossem technologischem und finanzielle Aufwand verbunden mit der Konsequenz, dass die Gerbereien in der Schweiz ihre Konkurrenzfähigkeit nur noch in Nischen bewahren konnten. Die Umweltkosten sind nicht der einzige, aber der ausschlaggebende Grund dafür.
