Die Geschichte

Ein grosser Teil der Geschichte wurde auf Häuten geschrieben

Leder ist beinahe so alt wie die Menschheit selbst. Das Präparieren von Tierhäuten war eine der ersten handwerklichen Kunstfertigkeiten unserer Urahnen. So stammen etwa die ältesten Funde von Leder und Ledergegenständen aus Aegypten. Obwohl ohne Zweifel schon Jahrtausende vorher in Höhlen oder Pfahlbau-Siedlungen Leder und Pelze einen wesentlichen Bestandteil der Kultur- und Gebrauchsgegenstände darstellte.

Eine fünftausendjährige Gerbereiwerkstätte ...

... fand der Forscher E. Schipárelli bei Ausgrabungen im oberägyptischen Ort Ghebelên. Und förderte dort ausser halbfertigem Leder und Hautstücken auch Gerberwerkzeuge und Schoten von "acacia nilotica" zutage, welche ohne Zweifel den Gerbstoff zur Herstellung des Leders geliefert haben, denn ihre Analyse wies noch nach all diesen Jahrtausenden einen Anteil von 31 % Gerbstoff auf.
Die pflanzliche Gerbung war durchaus nicht die einzige, die die Aegypter kannten. Bereits die Kulturen der Sumerer, der Babyloner, der Assyrer und Hetiter wussten Bescheid über die Techniken der Fett- und der Alaungerbung.

"Das geht auf keine Kuhhaut" oder "wie aus Leder Schreibpapier wurde"

Der Sage nach entstand das Pergament durch die Eitelkeit eines ägyptischen Pharaos, der dem mysischen König Attalos kein Schilf-Papier (Papyrus) liefern wollte, um den Ruhm seiner grossen Bibliothek für sich zu behalten.

  "Derowegen fassete Attalos seine Sinnen zusammen und erdachte die Art / wie man Kalb-, Schaf- und Ziegenfelle gerben sollte / dass man füglich darauf schreiben könne."

So der Bericht eines alten Historikers.

Und, wie bereits erwähnt, stammt auch die Redensart "das geht auf keine Kuhhaut" aus der Zeit des Pergamentes. Damit wollte man andeuten, dass selbst eine ganze Kuhhaut - die zweifellos etliche Pergamentseiten ergab - nicht genug Platz bot für die Niederschrift der betreffenden Geschichte.

Selbst der Grosskhan von China gab manchmal dem Leder gegenüber der Seide den Vorzug

Der Venezianer Marco Polo (Kaufmann, Entdecker und Abenteurer) berichtet im dreiundsiebzigsten Kapitel seines Buches, dass der Grosskhan von China (Kublai Khan) seinen Geburtstag in vergoldeten Lederkleidern feierte und sich in Sänften, die vollständig mit Löwenleder überzogen waren, durch die Strassen tragen liess.

Gerber - ein Beruf, der seinen Mann ernährt und ehrt

Petrus, der Apostel, kehrte ein bei einem Simon, der ein Gerber war, in der Stadt Jope.
Und es war ebenfalls ein "Lederer" namens Simon, dessen Werkstatt der Philosoph Sokrates oft besuchte" ... und mit ihm von vielen philosophischen Dingen Unterredung und freundlich Gespräch gehalten", wie Fulgosius berichtet.

Für manche Völker ist heute noch Leder so wichtig wie die Nahrung

  Bei den Eskimos, die vor allem von der Jagd und vom Fischfang leben und halbe Nomaden sind, stellen Tierknochen, Steine, Pelze und Leder die wichtigsten Werkstoffe dar.
Ihre Kleidung besteht aus einem doppelten Pelzkleid, wobei das untere mit der Fellseite nach innen getragen wird. Unzählige andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs sind ebenfalls aus Leder, beispielsweise Nadelkissen, Fingerhüte oder die langen Schnüre zur Befestigung der Harpunen.


Noch leben tausende von Menschen in "Lederhäusern"

Im Sommer nämlich hausen die Eskimos in kuppelförmigen Zelten aus Fell. Auch die Wigwams der nordamerikanischen Indianer waren oder sind heute noch aus Leder gefertigt, auch Boote.
(Die Kajaks z. B. sind aus Holz und Walfischrippen konstruierte, mit Leder überzogene Paddelboote.)
Mit Tierhäuten bespannte Boote wurden übrigens noch zu Anfang unseres Jahrhunderts in Irland und Wales benützt.
Soweit einiges aus der überaus reichen Geschichte des Leders.

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